Donnerstag, 14. Oktober 2021

Hofbrief: KW 41 - Ertrag, Effizienz und Zuwendung

Ist es die Ackerfläche? Die verfügbare Menge an Dünger? Stickstoff, Phosphor, Kali? Ist es das Wasser? Die Temperatur, die Anzahl der Sonnenstunden? Was begrenzt den Ertrag in der Landwirtschaft? Wann ist Landbau besonders effizient? Wie viele Menschen kann ein Hektar Land ernähren?

Fragen, die im Zusammenhang mit dem Wachstum der Weltbevölkerung an Brisanz gewinnen. Landwirtschaftliche Nutzflächen verarmen durch Misswirtschaft oder gehen durch Überbauung unwiederbringlich verloren. Ackerböden sollen nicht nur die Ernährung sichern, sondern auch die Futtertröge der Nutztiere in der Intensivmast füllen und auch „nachhaltige“ Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren liefern. Das Land wird knapp. Immer effizientere Maschinen und neu gezüchtete Hochleistungssorten sollen es richten und aus dem knappen Land das Maximum rausholen – leider nicht zum Vorteil unserer Umwelt und der auf dem Land arbeitenden Menschen.

Betrachten wir den Faktor Zeit: Die ist heutzutage überall knapp und wird mit Gold aufgewogen. Besonders in der Landwirtschaft ist es wichtig, Aussaat, Düngung, Pflegemaßnahmen zur richtigen Zeit zu tun. Oft sieht man beim schönen Fahrradausflug am Sonntag die Bauern auf dem Feld arbeiten (heutzutage im Traktor mit dem Nachwuchs auf dem Beifahrersitz). Selbstverständlich arbeiten die Bauern auch an Sonn- und Feiertagen! Das Wetter richtet sich nicht immer nach unseren Wünschen. Eine Sorge weniger, wenn die Getreidesaat im Boden ist oder der Mist gestreut ist – morgen und die nächsten Wochen könnte es zu nass sein für die Heuernte oder zu trocken für die Keimung der Saat, oder nicht windig genug und das rausgestriegelte Beikraut wächst wieder an und und und…
Mit den großen Maschinen schafft ein Mensch viel Arbeit pro Zeiteinheit. Und immer weniger Menschen arbeiten noch im Landbau und sollen trotzdem das Land bebauen und die Ernte einbringen. Also weiter aufrüsten?

Schauen wir in den globalen Süden, wo die Menschen noch vielerorts das Land in Handarbeit oder mit Zugtieren bewirtschaften. Ähnlich unseren Privatgärten, in denen wir gerne viel Zeit verbringen, kümmern sich die Kleinbauern mit Hingabe um jedes kleinste Fleckchen Land. Jede Ecke, jeder Hang wird bebaut, wo niemals eine Maschine arbeiten könnte. In den Beeten wird Mischkultur betrieben und die Fläche doppelt und dreifach genutzt, wenn die Bohnen den Mais mit Nährstoffen versorgen und zusammen mit den Kürbissen an den hohen Maisstangen empor klettern. In den Hecken wachsen Obststräucher, Nüsse und Obstbäume. Das ist effiziente Flächennutzung, angepasst an den natürlichen Standort und angewiesen auf viel bäuerliches Wissen und vor allem Zeit. Ein solcher Arbeitsplatz in der Landwirtschaft ist mit seiner Vielfalt wesentlich attraktiver für Berufsanfänger und gleichzeitig viel ertragstabiler. Gelingt die eine Frucht nicht, bringt die andere um so mehr Ertrag ein. Vielfalt braucht Zuwendung und Zeit, und wer Zeit investiert, wird die beste Ernte einfahren.

Termine:

  • Sa., 16. Oktober, 10 Uhr:
    Ackertag „Möhrenernte
    Acht Reihen Lagermöhren stehen noch auf dem Feld. Wir graben die knackigen Wurzeln mit dem Spaten aus, drehen das Laub ab und packen die Möhren mit reichlich Erde in große Lagerkisten. Das macht großen und kleinen TeilgeberInnen Freudeund naschen ist natürlich erlaubt!
    Anmeldung erforderlich:

    https://terminplaner.dfn.de/qjkc5QUtFJPpyL3C

  • Sa., 06. November, 10 oder 12 Uhr:
    Ackertag „Sauerkraut“
    Gemeinsam verarbeiten wir den frisch geernteten Weißkohl, waschen, hobeln und würzen. Die Mischung wird in speziellen Gärtöpfen so lange gestampft, bis Kohlsaft austritt. Die natürliche Milchsäuregärung macht das Kraut haltbar, bekömmlich und besonders schmackhaft.
    Erfahrungsgemäß brauchen wir ca. vier Stunden mit Vor- und Nachbereitung. Deshalb unser Vorschlag: Die Frühaufsteher kommen um 10, die Ausgeschlafenen um 12 Uhr. Niemand muss den Vier-Stunden-Marathon mitmachen und trotzdem sind am Ende noch ausreichend Menschen zum Aufräumen da.
    Bitte verbindlich anmelden:
    https://terminplaner.dfn.de/zysnxMqpIZF8hV2y

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