(ein Beitrag von Dirten)
(ein Beitrag von Dirten)
Bericht
einer CSA-lerin mit Zeit
Die
kürzeste Verbindung zwischen unseren Tellern und unserer Nahrung ist
ja bekanntlich Entrup119. Die etwas längere Verbindung zwischen
meinem theoretischen Wissen „Jetzt im Sommer wächst alles wie
verrückt“ und meinem praktischem Tun „Weg mit der Distel,
Freiheit fürs Gemüse!“ wurde durch unsere diesjährige
CSA-Versammlung hergestellt. Denn eins wurde mir während unseres
Treffens im Mai deutlich: Der Hof braucht helfende Hände. Und
Unkraut jäten geht immer. Also habe ich mich im Juni an zwei
Vormittagen in der Woche als tapfere Kämpferin gegen das Unkraut in
die Schlacht geschmissen. (Völlig falsche Einstellung natürlich,
das sind alles Beikräuter, einige von ihnen wahnsinnig gesund und
nährstoffreich…)
Ob
Bei-, Wild- oder Unkraut, gegen die Mengen an Biomasse in der
Ackerrille kommt das Gemüse jedenfalls nicht an. Also zog ich
zusammen mit Langzeitpraktikantin und Waldorfschülern gegen die
ungebetenen Nachbarn zu Felde (schon wieder diese kriegerische
Haltung, ich muss noch an mir arbeiten). Bei meinem ersten Einsatz
herrschte wahnsinnige Hitze (Klimawandel! Nicht auszuhalten!
Knochentrockener Boden! Alles wird verdorren! Was soll nur werden?
Ich will nach Hause unter die Dusche! Vermutlich erleide ich gleich
einen Hitzschlag!). Irgendein Wetter ist ja immer und bei mir führten
die Temperaturen zu einem sehr gemächlichen Arbeitstempo, was
wiederum verhütete, dass ich allzu viele Gemüsepflanzen ausriss. Es
ist halt nichts so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut ist
(alte Bauernweisheit J)
Was
soll ich sagen, Feldarbeit ist in gewisser Weise
bewusstseinserweiternd: Nach einer Weile schärft sich der Blick -
Buschbohne und Franzosenkraut sind wirklich komplett verschiedene
Gewächse! Auf dem Hintern sitzend Unkraut zupfen ist zwar gänzlich
unelegant, aber extrem gemütlich. Und dass ein tiefer Schluck aus
der Wasserflasche ein schlechtes Gewissen gegenüber den
Gemüsepflanzen zur Folge hat, ist nur ein ganz bisschen plemplem,
nach drei Stunden Unkraut jäten fühlt man sich den tapferen
Gemüsepflanzen doch irgendwie verbunden.
Das
mit der Hitze blieb auch beim nächsten Einsatz so, und wieder ging
es um Buschbohnen und ihre übermächtigen Nachbarn. Ort des
Geschehen die Ackerfläche Tischenkamp. Diesmal allerdings ganz ohne
Disteln, dafür mit mehr Steinen und Schutt im Boden. Und irgendwie
fühlte sich die Konsistenz der Krume anders an als auf dem
Pappelacker. (Ich muss Alex mal fragen, ob ich mir das eingebildet
habe oder ob die Böden der Ackerflächen wirklich verschieden sind).
Bei
meinem vorerst letzten Termin haben wir kistenweise Frühlingszwiebeln
geputzt und hübsch gebündelt. Dauert zu viert fast zwei Stunden,
ist halt alles Handarbeit auf diesem wunderbaren Hof. Danach kehrte
ich quasi zum Anfang zurück: Ab auf den Pappelacker, Buschbohnen
ernten! Dahin, wo ich vor drei Wochen bei glühender Hitze Unkraut
beseitigt hatte. Eimerweise ernteten wir nun köstliche Bohnen, was
ein erhebendes Gefühl. Merke: Die kürzeste Verbindung zwischen
reicher Ernte und Glücksgefühlen ist Unkrautjäten – hat bei mir
wunderbar geklappt.
(ein Beitrag von Dirten)
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenHallo Dirten,
Löschendanke für Deine überzeugenden Worte. Die Feldarbeit am Samstag bei herrlichem Wetter hat mich an meine Kindheit erinnert. Was ich als 12-jährige aber super-nervig fand, ist heute für mich Entspannung pur.
Bis zum nächsten Mal!
Liebe Grüße
Gerhild