Donnerstag, 4. Juli 2019

Jäten macht glücklich!

(ein Beitrag von Dirten)

Bericht einer CSA-lerin mit Zeit
Die kürzeste Verbindung zwischen unseren Tellern und unserer Nahrung ist ja bekanntlich Entrup119. Die etwas längere Verbindung zwischen meinem theoretischen Wissen „Jetzt im Sommer wächst alles wie verrückt“ und meinem praktischem Tun „Weg mit der Distel, Freiheit fürs Gemüse!“  wurde durch unsere diesjährige CSA-Versammlung hergestellt. Denn eins wurde mir während unseres Treffens im Mai deutlich: Der Hof braucht helfende Hände. Und Unkraut jäten geht immer. Also habe ich mich im Juni an zwei Vormittagen in der Woche als tapfere Kämpferin gegen das Unkraut in die Schlacht geschmissen. (Völlig falsche Einstellung natürlich, das sind alles Beikräuter, einige von ihnen wahnsinnig gesund und nährstoffreich…)
Ob Bei-, Wild- oder Unkraut, gegen die Mengen an Biomasse in der Ackerrille kommt das Gemüse jedenfalls nicht an. Also zog ich zusammen mit Langzeitpraktikantin und Waldorfschülern gegen die ungebetenen Nachbarn zu Felde (schon wieder diese kriegerische Haltung, ich muss noch an mir arbeiten). Bei meinem ersten Einsatz herrschte wahnsinnige Hitze (Klimawandel! Nicht auszuhalten! Knochentrockener Boden! Alles wird verdorren! Was soll nur werden? Ich will nach Hause unter die Dusche! Vermutlich erleide ich gleich einen Hitzschlag!). Irgendein Wetter ist ja immer und bei mir führten die Temperaturen zu einem sehr gemächlichen Arbeitstempo, was wiederum verhütete, dass ich allzu viele Gemüsepflanzen ausriss. Es ist halt nichts so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut ist (alte Bauernweisheit J)
Was soll ich sagen, Feldarbeit ist in gewisser Weise bewusstseinserweiternd: Nach einer Weile schärft sich der Blick - Buschbohne und Franzosenkraut sind wirklich komplett verschiedene Gewächse! Auf dem Hintern sitzend Unkraut zupfen ist zwar gänzlich unelegant, aber extrem gemütlich. Und dass ein tiefer Schluck aus der Wasserflasche ein schlechtes Gewissen gegenüber den Gemüsepflanzen zur Folge hat, ist nur ein ganz bisschen plemplem, nach drei Stunden Unkraut jäten fühlt man sich den tapferen Gemüsepflanzen doch irgendwie verbunden.
Das mit der Hitze blieb auch beim nächsten Einsatz so, und wieder ging es um Buschbohnen und ihre übermächtigen Nachbarn. Ort des Geschehen die Ackerfläche Tischenkamp. Diesmal allerdings ganz ohne Disteln, dafür mit mehr Steinen und Schutt im Boden. Und irgendwie  fühlte sich die Konsistenz der Krume anders an als auf dem Pappelacker. (Ich muss Alex mal fragen, ob ich mir das eingebildet habe oder ob die Böden der Ackerflächen wirklich verschieden sind).
Bei meinem vorerst letzten Termin haben wir kistenweise Frühlingszwiebeln geputzt und hübsch gebündelt. Dauert zu viert fast zwei Stunden, ist halt alles Handarbeit auf diesem wunderbaren Hof. Danach kehrte ich quasi zum Anfang zurück: Ab auf den Pappelacker, Buschbohnen ernten! Dahin, wo ich vor drei Wochen bei glühender Hitze Unkraut beseitigt hatte. Eimerweise ernteten wir nun köstliche Bohnen, was ein erhebendes Gefühl. Merke: Die kürzeste Verbindung zwischen reicher Ernte und Glücksgefühlen ist Unkrautjäten – hat bei mir wunderbar geklappt.

(ein Beitrag von Dirten)

2 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Hallo Dirten,
      danke für Deine überzeugenden Worte. Die Feldarbeit am Samstag bei herrlichem Wetter hat mich an meine Kindheit erinnert. Was ich als 12-jährige aber super-nervig fand, ist heute für mich Entspannung pur.
      Bis zum nächsten Mal!
      Liebe Grüße
      Gerhild

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