Hofbrief: KW 4
Passend
zum trüben Januarwetter bewegen
wir heute ein etwas ernsteres Thema. Beim Erntedankfest und der
Genossenschaftsversammlung letzten
Herbst
hatten wir bereits Gelegenheit, mit einigen von Euch über die
aktuelle
wirtschaftliche Situation des Hofes
zu sprechen.
Der sonnenreiche Sommer 2022 hat auf den bewässerten Gemüseanbauflächen tolle Erträge gebracht. Mangels Regen ist auf den Wiesen und Weiden dagegen kaum Gras gewachsen – mit spürbar geringeren Milch- und Käsemengen von unseren Schafen zur Folge.
Weitaus mehr Sorgen bereitet uns aber die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 € im Oktober. Bislang waren wir sehr stolz auf unsere große Vielfalt an Gemüse- und Käsesorten, auf das großartige Brot aus der Hofbäckerei, auf das zarte Fleisch von unseren liebevoll aufgezogenen Weidelämmern, auf unseren Beitrag zur Artenvielfalt in den Hecken, Streuobstwiesen und im Wald. Jetzt muss leider Vieles, was wir aufgebaut und über Jahre gepflegt haben, auf den Prüfstand. Was können wir uns überhaupt noch leisten? Und was wird in Zukunft nur noch über unbezahlte Überstunden unsererseits bzw. ehrenamtlichen Einsatz Eurerseits funktionieren?
Eigentlich dürften in einer Solidarischen Landwirtschaft solche Fragen gar nicht so bedeutsam werden. In der Theorie deckt die Vielzahl an Anteilnehmern, bei uns zur Zeit immerhin Menschen aus 220 Haushalten, die vollen Erzeugungskosten des Hofes. Selbstredend sind wir sehr dankbar für unser festes Monatseinkommen aus den SoLaWi-Beiträgen und die Investitionsmöglichkeiten, die sich uns durch Eure Genossenschaftsanteile oder die Spenden an die Initiative Entrup 119 eröffnen.
Dennoch merken wir in den letzten Monaten, dass wir unsere Kosten kaum decken können. Paradoxerweise wechseln in einem ertragreichen Erntejahr viele Menschen von einem vollen auf einen kleinen Anteil. Unserem erhöhten Arbeitsaufwand durch mehr Beregnung, mehr Erntearbeit, mehr Einlagerungs-, Wasch- und Kommissionierarbeit stehen gleich bleibende oder sogar sinkende Erlöse gegenüber. Lohnkosten, Energiekosten etc. kommen hinzu.
Weil verzweifeln hier nicht weiter hilft machen wir uns Gedanken für die kommende Anbausaison und versuchen die nächsten Jahre bewusst zu gestalten. Effizienter werden, ja, aber möglichst nicht auf Kosten des Tierwohls, der Artenvielfalt oder der Arbeitnehmerwürde.
Offensichtlich kann der Hof mit seiner jetzigen Größe mehr Menschen ernähren – wenn Euch unsere Lebensmittel und das Hofkonzept gefallen, macht bitte Werbung in Eurem Umfeld! Seit November gibt es außer den vielfältigen Ernteanteilen mit Gemüse, Schafmilchprodukten, Fleisch, Brot und Eiern auch die reinen Gemüseanteile, jeweils in groß und klein. Das aktuelle Anmeldeformular gibt es hier: https://www.entrup119.de/gaertnerhof/downloads/CSA-VertragHerbst-2022.pdf
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