Donnerstag, 3. März 2011

Gentechnik im Saatgut

Schritt 1 ist abgehakt.
Die EU-Kommission hat erst kürzlich mit den Stimmen Deutschlands entschieden, dass eine gewisse Verunreinigung von Futtermitteln mit nicht zugelassenen Gentechnik-Konstrukten erlaubt ist. Damit hat man die bisherige Nulltolleranz-Regelung beerdigt.
Jetzt kommt Schritt 2: das Saatgut.

Der Agrarausschuss des Bundesrates hat auf seiner Sitzung am 28. Februar einen Entschließungsantrag angenommen, der die Bundesregierung auffordert durch "Verwaltungsvorschrift eine für alle Wirtschaftsbeteiligten praktikable technische Lösung für die Nulltoleranz bei Saatgut baldmög­lichst zu definieren". In der Begründung der Länder Niedersachsen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein heißt es dazu:

Der weltweit steigende Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen und eine zunehmende Globalisierung des Handels erhöhen die Wahrscheinlichkeit von unbeabsichtigten und technisch unvermeidbaren GVO-Spuren in Saatgut. Für Saatgutfirmen und Verbraucher ist ein reproduzierbarer und damit sicherer Nachweis von GVO im Rahmen der eigenen Qualitätskontrolle schon aus statistischen Gründen mit den derzeitigen Prüfplänen nicht möglich. Somit sind zufällige Funde durch nachfolgende staatliche Kontrollen auf GVO nicht zu vermeiden und können zu gravierenden haftungsrechtlichen Problemen führen. Die Agrar- und Ernährungsbranche benötigt daher klare gesetzliche Regelungen, die die Rechtssicherheit für alle Bereiche der Warenkette von Saatgut erhöht.

Was da im verklausuliertem Politiker-Deutsch steht, ist nichts weniger als die vollständige Kapitulation vor den Saatgutmultis: wir können eine Verunreinigung nicht mehr verhindern und müssen die Industrie vor Klagen der Verbraucher schützen. Da fragt man sich doch, ob die Politik immer noch nicht mitbekommen hat, dass die Mehrheit der Bevölkerung Gentechnik im Essen entschieden ablehnt.

Die Reinhaltung des Saatgutes ist zwingend notwendig. Saatgut ist die Grundlage unserer Ernährung. Jede gentechnische Verunreinigung von Saatgut muss verhindert und kontaminiertes Saatgut unverzüglich aus dem Verkehr gezogen und gegebenenfalls zurückgerufen werden. Die Kosten dafür sind vollständig von den Unternehmen zu tragen, die eine solche Verunreinigung absichtlich oder unabsichtlich verursachen.

Weitere Infos hierzu und zum Thema gentechnikfreies Saatgut im Allgemeinen gibt es auf der Website von "Save Our Seeds".

1 Kommentar:

  1. Gentechnik im Saatgut
    Kommentar von C. Becker-Carus
    Ein solcher Beitrag ist sicher für unsere CSA-Gemeinschaft wichtig, und wir alle sollten mehr Aufmerksamkeit auf das legen, was sich zwar öffentlich, aber doch von den meisten unbemerkt an gravierenden Verschiebungen (in diesem Fall) in der Landwirtschaft vollzieht. Hier gegenzusteuern sollten auch wir, jeder einzelne tätig werden, der „die Gentechnik im Essen ablehnt“. Ein solcher Hinweis fehlt mir hier! Und was ein Appell mit Unterschriftensammlung bewirken kann, hat sich gerade im Fall zu Gutenberg gezeigt. Daher hier zwei Möglichkeiten, in dieser Sache, auch (etwas) tätig zu werden:
    1) - Schließen Sie sich dem Appell von SOS –save our seeds an:
    „Wir werden die Reinheit des Saatgutes verteidigen und bitten die Öffentlichkeit, uns dabei zu unterstützen.
    Organisationen, Verbände und Parteien, die diesen Appell unterstützen wollen, bitten wir uns dies möglichst per email mitzuteilen oder uns zu kontaktieren.“
    Den Text des Appells finden Sie im Internet, wenn Sie folgende Adresse in Ihren Browser eingeben (copy and paste):
    http://www.saveourseeds.org/fileadmin/files/SOS/Dossiers/Grenzwerte/2011_03_03_Appell_Benny.pdf
    (Als Mitglied des BUND haben wir hier bereits unterzeichnet)
    2) - Oder Unterzeichnen Sie die: Petition "Save Our Seeds" an die Bundesregierung und die Europäische Kommission http://www.saveourseeds.org/petition.html
    Das Unterzeichnungsformular finden Sie dann Unter:
    http://www.saveourseeds.org/signatures/sign_de.html

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