Montag, 6. Februar 2012

Was ist wesentlich? – Ein Bericht von der Landwirtschaftlichen Tagung 2012 in Dornach


Alljährlich treffen sich Landwirte, Händler, Berater, Forscher, Züchter, Ausbilder und Auszubildende sowie Freunde der biologisch-dynamischen Landwirtschaft in Dornach/Schweiz. Ein kosmopolitisches Stelldichein von 500 Menschen aus 29 Ländern zum Gedankenaustausch, Planen und Besinnen. Milchbauern vom Niederrhein ebenso wie Landwirte aus Norwegen, Russland, China, Indien, Ägypten, USA, Kanada, Costa Rica, Brasilien oder Chile. Leute, die in Japan gerade eine CSA aufbauen und Farmer, die in den USA schon lange eine CSA betreiben - alle mit einem riesigen Sack voller Erfahrungen und Geschichten und jederzeit bereit davon zu berichten.

Zentraler Bestandteil des Kongresses waren die World-Café Workshops. Austausch von Erfahrungen und das Herausarbeiten eines kollektiven Bewusstseins über das Wesentliche in der täglichen Praxis, das Wesentliche am Landwirtschaftlichen Kurs Rudolf Steiners (die Grundlage der biodynamischen Landwirtschaft) und für die Welt waren die Themen unter dem übergreifenden Motto „Vorwärts zu den Quellen – biodynamische Landwirtschaft - was ist wesentlich?“. Begleitet wurden die Workshops von einem Rahmenprogramm mit internationalen Referenten, deren Beiträge simultan in 4 Sprachen übersetzt wurden – hier eine Auswahl bekannter Persönlichkeiten:

Helmy Abouleish
, Chef von Sekem, einem ägyptischen Demeter-Betrieb mit 2.000 Mitarbeitern. Abouleish, der in die Mühlen der ägyptischen Revolution gekommen war und 100 Tage in Untersuchungshaft sitzen musste, bevor er freigesprochen wurde, berichtete wie er während dieser Zeit zum „Wesentlichen“ zurückgefunden hatte.
Thomas Radetzki, Imkermeister und Vorsitzender des Bienenzüchterverbandes Mellifera, der vor dem Europäischen Gerichtshof einen Entschädigungsanspruch für mit gentechnisch veränderten Pollen kontaminierten Honig durchgesetzt hat.
Monika Griefahn, Mitgründerin von Greenpeace Deutschland, SPD-Politikerin und Co-Vorsitzende der Right Livelihood Award Foundation („Alternativer Nobelpreis“), die berichtete, welche Rolle das „Wesentliche“ bei der Auswahl der Preisträger hat und welche teilweise immensen positiven Auswirkungen die Verleihung für die Arbeit der Preisträger in ihren Heimatländern hat.
Wolfgang Gutberlet, Träger des Bundesverdienstkreuzes und ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Lebensmittelkette tegut aus Hessen, der einen Vortrag über menschengemäße und gesunderhaltende Lebensmittel hielt.
Benny Haerlin, Journalist, ehemaliger Herausgeber von „radikal“, Berliner Hausbesetzer, in den 80er Jahren grüner Europapolitiker, Vater der Gentechnik-Kampagnen von Greenpeace und heute Mitarbeiter der Zukunftsstiftung Landwirtschaft berichtete über seine Mitarbeit am Weltagrarbericht und die Bedeutung kleinbäuerlicher, ökologischer Landwirtschaft für die Zukunft der Menschheit.

Und was ist nun das Wesentliche an der biologisch-dynamischen Landwirtschaft? In der praktischen Arbeit ist es die Liebe zur Natur, die Liebe zur Arbeit, die Liebe zu den Menschen und nicht zuletzt die Liebe zu sich selbst – aber auch die Treue, die im anstrengenden Alltag immer wieder die Erinnerung an die wirklichen Ziele und Aufgaben wach hält. Wesentliches Prinzip der biologisch-dynamischen Landwirtschaft ist aber auch die Individualität eines jeden Hofes in seiner Landschaft, die Individualität jeder Pflanze und jeden Tieres, jedes Mitarbeiters und jedes Kunden.

Was auch immer: das was wir auf entrup119 und viele andere Landwirte auf anderen Flecken der Welt machen, fühlt sich ‚gut und richtig’ an – lasst uns weiter daran arbeiten!

Nicht wahr, all das erscheint heute wie verrückt - das weiss ich schon -, aber denken Sie doch nur einmal, was alles den Leuten bis heute in der Welt für verrückt erschienen ist, und was nach ein paar Jahren eingeführt wird.

Rudolf Steiner, Landwirtschaftlicher Kurs, Koberwitz 1924

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